Sibylle Kefer
HOB I DI
Dieses Album ist nicht ohne Grund die erste Veröffentlichung des Labels BADER MOLDEN RECORDINGS, das mein Freund und Manager Charlie Bader und ich dieser Tage gegründet haben.
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Wir bitten dafür Künstlerinnen und Künstler, die wir verehren, um jene Songs, die wir immer schon von ihnen hören wollten.
Wir wollten also HOB I DI von Sibylle Kefer hören. Hier ist es.
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Sibylle Kefer, Sängerin, Liederschreiberin, Multiinstrumentalistin und Seele jeder Band, in der sie jemals mitgewirkt hat, hat zwölf Lieder geschrieben, erstmals in ihrer ureigenen Sprache. Das ist der Dialekt von Bad Goisern, oberösterreichisches Salzkammergut, alpine Schönheit und düstere Bürde gleichermaßen. Bad Goisern ist Herkunftsort so unterschiedlicher Figuren wie Hubert von Goisern, Jörg Haider und Wilfried, letzterer übrigens der Onkel der hier so wunderbar singenden Dame. Das Salzkammergut ist innerstes Österreich, gleichzeitig dringend gebrauchte Identität und schamlosest mißbrauchte Idylle. Das wußte man alles, daß aber die Sprache dieser Gegend, ihr Sound, so zauberhaft, klug und anmutig sein kann, wissen wir erst jetzt, dank und kraft Sibylle Kefer.
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Die zwölf Songs sind gestochen scharfe und zugleich tiefberührte und tiefberührende Miniaturen aus dem Leben einer 40jährigen Künstlerin, Liebenden, Mutter. Songs, die das Innerste ausleuchten, sich für dessen Darstellung dann aber die ganze Welt zum Platz nehmen. Da geht es um scheinbar Schlichtes, das am Ende überlebensgroß wird. Ein schwermütiger Herbsttag, eine kleine Verletzung, die nicht und nicht zu bluten aufhört, das existenzielle Strampeln nach künstlerischer Bewegungsfreiheit, derweil man drei Kinder zu Erwachsenen machen soll. Dazu die kahlen Bäume eines gebirgigen, innerösterreichischen Herbstes, die Traun bei Hochwasser, der ewige Wind. Und Sibylle Kefer, die uns alles sagt, wie es ist, und trotzdem klingt als würde sie Zaubersprüche sagen. Da fühlt sich die, oje, Heimat einmal groß an. Frei.
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Sibylle Kefer steht seit jeher mit einem Bein im Folk, mit dem anderen im Jazz. Wenn diese Platte für uns etwas von der Größe und überraschenden Kraft einer Joni Mitchell hat, mag das daran liegen.
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Mit Sicherheit liegt es an den glänzenden Liedern.
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Ich durfte dieses Album produzieren (und war angemessen aufgeregt dabei). Mitgespielt haben neben Walther Soyka, der uns in seinem Studio, der nonfoodfactory, auch aufgenommen hat, Heinz Kittner (Schlagzeug), Andrej Prozorov (Sopransaxophon), Martina Rittmannsberger (Geige) und Karl Stirner (Zither).
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Charlie Bader und ich wünschen erfüllte Zeiten mit dieser Platte.
Ernst Molden
Wien, Februar 2017