top of page

Gerald Votava ft. Walther Soyka

A schenes Lem!

Die Nöstlinger-Songs

​

Manche Geschichten nehmen einen guten Ausgang, wenige andere sogar einen wunderbaren. Zu den letzteren zählt die Geschichte jener künstlerischen Freundschaft, die die österreichische Jahrhundert-Autorin Christine Nöstlinger in den letzten Jahren ihres Lebens mit dem Wiener Schauspieler, Songwriter und Musiker Gerald Votava geschlossen hat.
In „Maikäfer, flieg!“, der 2016 erschienenen Verfilmung von Nöstlingers Kriegserinnerungen spielte Votava mit ungeheurer Innigkeit den Vater der Dichterin. Man lernte sich kennen, man redete, man kam gut zusammen, wie es in Wien heißt. An einem Punkt überreichte Christine Nöstlinger Votava zwei Dutzend späte Dialektgedichte, ebenso hellsichtige wie pessimistische, ebenso warmherzige wie tieftraurige Lyrik. Votava könne etwas daraus machen, sagte die Dichterin.


Nach drei Jahren der intensiven, fast meditativen Arbeit an den Texten liegt nun „A schenes Lem!“ vor, ein großartiges, modernes, distant-emotionales Songster-Album mit Texten, die gleichermaßen aus einer fernen Vergangenheit zu kommen scheinen und doch ein fast prophetisches Wissen um das Schicksal der Menschheit ausstrahlen.
Gerald Votava singt diese Texte mit der unerbittlichen Konzentration eines Gil Scott Heron, Unterstützung erfährt er durch die zauberhafte Harmonika des großen Walther Soyka.


Große Songalben wie „A schenes Lem!“ sind wie Reisen. Hörerin und Hörer müssen sich zum Mitkommen entscheiden. Dafür zahlen sie einen Preis, dafür wird ihnen ein Lohn zuteil.

 

Ernst Molden

Wien, Oktober 2021

​

In ihren späten Lebensjahren wollte Christine Nöstlinger kein Buch mehr veröffentlichen. Es war genug. Sehr selten hat sie noch geschrieben. Aber nix für Kinder. Kurz vor ihrem Tod hat sie mir 22 Blätter überreicht, auf die je ein Wienerisches Gedicht gedruckt war. Puristisch. Keine Silbe zuviel. Im Dialekt, der Sprache ihrer Kindheit und ihres künstlerischen Schaffens der 70er und 80er-Jahre. Miniaturen, Geschichten und Bilder über die Zeit und das Leben im neuen Millenium. Wien und seine Menschen. Wir haben sie gemeinsam gelesen, dem Klang der Lyrik und der Melodien darin zugehört und über Musik gesprochen. Es war das einzige Mal, daß wir das noch tun konnten. Außer uns beiden war damals nur Herta, das Mannequin mit Roter-Stern-Kappe im Raum, Christines Schaufensterpuppe aus den 30er-Jahren. Im dritten Jahr nach Christines Tod war Wien im Tiefschlaf und ich hab Herta, das Mannequin, abgeholt und bin mit ihr an den Stadtrand gefahren. Wir haben uns die Stadt von Außen angeschaut und gemeinsam die Nöstlinger-Songs gehört.

​

Gerald Votava

Wien, September 2021

I ken mi ned wiaglich ausGerald Votava ft. Walther Soyka
00:00
I frog mi immaGerald Votava ft. Walter Soyka
00:00
bottom of page